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Veröffentlicht am 26. Februar 2020

Leitfaden für ein aufschlussreiches Vorstellungsgespräch

Ein Gespräch zielgerichtet zu führen, ist nicht nur eine Sache der Inhalte, sondern ebenso der - nennen wir´s ruhig so: Choreographie.

Gesprächsort

Letztlich sollte bei einem Vorstellungsgespräch ohnehin niemand dem Anderen etwas vormachen. Weder Arbeitgeber noch Bewerber. Es geht insofern um eine offene, angenehme Gesprächsatmosphäre

  • Vermeiden Sie Hierarchien (Chefsessel versus kleiner Hocker,…)
  • Bewährt hat sich der Runde Tisch
  • Niemand sollte eine Tür im Rücken haben
  • Wasserkrug und Gläser sind im Optimalfall schon da
  • Muss ein Kaffee wirklich sein oder stört das nicht eher den Ablauf? (und bringt Bewerber/innen nur in den Entscheidungskonflikt, das “Richtige” zu tun - ablehnen oder annehmen…)

Einstieg

Klar ist: Der Arbeitgeber führt das Gespräch.

  • Zum “Warmwerden” ist etwas Smalltalk durchaus OK
  • nach max. 2-3 Minuten sollten es aber ein klares Signal geben: “Steigen wir ein…”
  • Hilfreich für Bewerber/innen wäre es, spätestens jetzt zu erfahren, wer der Gegenüber ist, Name und Funktion im Unternehmen (wird leider oft vergessen oder zu wenig genau erläutert - was dann aber eher Vorschlossenheit auf Bewerberseite zur Folge haben kann)
  • Fein ist auch eine kurze “Inhaltsangabe”, wie das Gespräch verlaufen wird und wie lange es ca. dauert

Inhaltsangabe

Bewährt hat sich folgende Struktur:

  • Begrüßung, Smalltalk
  • Einstieg, genaue Begrüßung / Funktion, Inhaltsangabe
  • Kurze Präsentation Bewerber/in
  • Fragen des Arbeitgebers
  • Präsentation Arbeitgeber und Stelle
  • Fragen der Bewerber/innen
  • Gesprächsende / Verabschiedung / “Wie verbleiben wir…?”

Ein paar wichtige Details zu den einzelnen Punkten der Struktur

Präsentation Bewerber/in: Bei der kurzen Präsentation der Bewerberin / des Bewerbers ist hilfreich, im Voraus zu erwähnen, wie lange diese dauern soll. 1 - 3 Minuten sollten völlig reichen und man sollte auch bei Überschreitung darauf hinweisen. Es hängt schon stark von der Position ab, wie wichtig eine optimale Selbstpräsentation denn wirklich ist und eine gute Vorbereitung vorauszusetzen ist (z.b. wenn sich jemand als Staplerfahrer/in bewirbt…?). Arbeitgeber sollten sich bei der Präsentation vor allem auf die Inhalte konzentrieren - die beste Person für die Stelle ist nicht unbedingt die, die sich am besten präsentiert. Bzw. die am symphatischten „rüberkommt“.

Fragen des Arbeitgebers: Manche wurden wahrscheinlich bereits vermerkt nach der Lektüre des Lebenslaufes, manche werden während der Kurzpräsentation notiert. In allen Fällen: nicht unterbrechen - eh logisch. Im Optimalfall wird sich durch die strukturiert geführten Fragen ein aufschlussreicher Dialog entwickeln.

Arbeitgeberpräsentation / Bewerberfragen: Für Unternehmen gilt: nicht zuviel und nicht Alles gleich erzählen. Schließlich sind die Bewerberfragen fast der wichtigste Punkt des Vorstellungsgesprächs - zeigen sie doch, wie gut sich jemand vorbereitet hat und wie interessiert er/sie an der Stelle ist. Auch die Frage nach der Entlohnung zeigt von Interesse - kluge Menschen werden sich diese aber eher zum Schluss aufheben.

Gesprächsende: Ebenso klar wie Einstieg sollte auch der Abschluss des Vorstellungsgesprächs sein. Inclusive einer genau so klaren Angabe, bis wann der/die Kandidat/in mit einer Rückmeldung zu rechnen hat. Gibt´s eventuell eine zweite Runde? Und was ist, wenn die Entscheidung eigentlich schon im Gespräch klar Richtung “Nein” tendiert - sollte man das gleich sagen als Arbeitgeber? Gängige Praxis dazu ist: Nein. Auf jeden Fall sollte der Arbeitgeber die Bewerber/innen zum Schluß noch hinausbegleiten.

Professionelle Entscheidungsfindung

Den Arbeitgebern sei nach dem Vorstellungsgespräch noch empfohlen, möglichst schnell zu den Kandidat/innen ein einheitliches Bewertungsschema durchzuführen - schriftlich! Das kann z.B. ein Schulnotensystem sein für unterschiedliche “Fächer” wie folgt:

  • fachliche Qualifikation passend zum Anforderungsprofil
  • Qualität der Selbstpräsentation, dabei Interesse am Job ehrlich vermittelt
  • Qualität der Bewerberfragen, Vorbereitung / Recherche im Vorfeld
  • Blickkontakt, Körpersprache, Händeschütteln (von kräftig selbstbewußt bis teigig weich, feuchte Hände sind jedoch kein K.o.-Kriterium - Nervosität kann auch von hohem Interesse zeugen)
  • Bauchgefühl / Sympatie (Wer jetzt sagt: “das ist unprofessionell” dem sei erwidert: besser 1x ehrlich drüber nachgedacht und reflektiert als wenn dieses Thema ansonsten permanent unterschwellig zwischen den Zeilen “mitfährt” - aber wenn jemand besonders sympathisch “rüberkommt”, durchaus auch kritisch nach dem WARUM fragen. Vielleicht haben Bewerber/innen ja eine ähnlich Geschichte oder sind einfach besonders attraktiv…)

Last not least - 1 x drüber schlafen und schauen, ob Sie morgen auch noch die gleichen Noten geben würden.