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Veröffentlicht am 11. Oktober 2018

Wie man eine Lehrlingswerkstatt aufbaut, ohne ein Konzern zu sein

Was in Großbetrieben oftmals und seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird, kann auch der Mittelstand mit der nötigen Kreativität und Umsetzungswillen für sich nutzen. Wie ein stark wachsendes Technologieunternehmen in Anthering an das Thema „Lehrlingswerkstatt“ herangeht…

Ausgangslage: herausfordernd

Mit Präzisionsbauteilen und -baugruppen für die Luft-, Raumfahrts- und Halbleiterindustrie sowie für den Rennsport (Formel 1, GT3) ist die Firma Pichler & Strobl in den letzten Jahren auf knapp 100 Mitarbeiter/innen gewachsen. Eine der wichtigsten Schlüsselpositionen im Unternehmen sind Zerspanungstechniker/innen, die selbständig CNC-gesteuerte Bearbeitungszentren bedienen und den Gutteil der Verantwortung für jedes Bauteil tragen – von der Bauteilzeichnung über die Fertigungsplanung und Programmierung der Maschine bis hin zu Nachkontrolle.

Keine/r geht über Bord

Für den wachsenden Personalbedarf werden jährlich 6 Lehrlinge im Beruf Zerspanungstechniker aufgenommen. Das erklärte Ziel dabei ist bereits eines der Hauptargumente für Pichler und Strobl als Ausbildungsbetrieb: Kein Lehrling sollte die Ausbildung abbrechen – wer einmal aufgenommen wurde, dem bietet das Unternehmen maximale Unterstützung, den Lehrabschluss auch zu erreichen.

Erst gehen lernen, dann laufen…

Der Lehrberuf Zerspanungstechniker/in gilt als schwierig, aufgrund der hohen betrieblichen Anforderungen müssten neue Lehrlinge den erfahrenen Kolleg/innen erst einmal sehr lange (> 1 Jahr) über die Schulter schauen, bevor sie selbst effektiv Hand anlegen können.

Darum wurde in einen eigenen Maschinenpark für die Lehrlinge investiert. Darunter auch viele konventielle Dreh- und Fräsmaschinen, an denen die zukünftigen Facharbeiter/innen die Grundprinzipien der Zerspanungstechnik abseits vom Tagesgeschäft in der jeweiligen eigenen Lerngeschwindigkeit begreifen können, bevor sie im „echten“ Betrieb an die computergesteuerten Hightech-Anlagen kommen.

Raum geben

Für die Lehrlingswerkstatt wurden im Zuge eines Erweiterungsbaus moderne und helle Räumlichkeiten eingeplant – ein eigener Bereich mit 180 qm. Plus modern ausgestatteter Seminarräume für die im Beruf immer wichtiger werdenden Softwareschulungen.

Aufmerksamkeit geben

Zur Betreuung der Lehrlinge in der Lehrlingswerkstatt ist ein eigener Mitarbeiter in Vollzeitstelle beauftragt. Neben der fachlichen Ausbildung werden auch Angebote zur Entwicklung der Persönlicheit und Fitness geschnürt. Neben Sporteinheiten, gemeinsamen Veranstaltungen und Workshops für Teambuilding und Persönlichkeitsentwicklung wird hier auch der Betriebsarzt von Beginn an eingebunden.

Zukunft der Lehrlingswerkstatt

Die eigene Lehrlingswerkstatt ist dieses Jahr gestartet – das Feedback der Lehrlinge ist sehr positiv. Die Geschäftsführung von Pichler und Strobl ist überzeugt, dass sich diese Investition auch für mittelständische Betriebe wirtschaftlich rechnet. In der Lehrwerkstätte kann z.B. die Eignung von Interessent/innen für Lehrstellen bei Probe- und Schnuppertagen optimal getestet werden. Ganz zu schweigen vom Imagevorteil bei der Lehrlingssuche – eigene Lehrwerkstätten gibt es normalerweise erst in weit größeren Betrieben.

Auch wenn die Lehrlinge in der Lehrlingswerkstatt lange Zeit noch nicht produktiv im Warenausgangs-Sinne arbeiten. Es gibt genug zum Lernen – zum Wurstsemmelholen für die ausgelernten Kollegen bleibt da keine Zeit mehr (war eh nie ein Thema…)

Informationen zum Unternehmen: www.pichler-strobl.at